Dienstag, 17. Juni 2014

Demnächst im Kino: Geschichtsklitterung a´la Schlöndorff






Der Dokumentarfilm Die italienische Art bietet ein Portrait eines der bekanntesten und renommiertesten Orchester der Welt, des Orchestra Nazionale di Santa Cecilia. Sehenswert, Näheres in Heft 30.

Abgefilmtes Theater oder verfilmtes Hörspiel, das sind die gängigen Schablonen zur Wertung von Filmen wie No Turning Back. Doch abgesehen von der Unsitte eines englischsprachigen Titels für den deutschen Markt (O-Titel Locke, leider nicht Sandra) weiß das Lichtspiel, das von Anfang bis Schluss den Blick auf einen autofahrenden Mann (Tom Hardy) wirft, durchaus zu gefallen.
Der Held telefoniert pausenlos und verliert während der nächtlichen Fahrt via Telefonkontakt seinen Job, seine Ehefrau und hat noch allerhand andere Probleme, während er am Steuer sitzt. Hardy liefert eine darstellerische Tour de Force. Akzeptabel, läuft bereits.

Dominik Graf hat einen Aspekt aus dem Leben Friedrich Schillers verfilmt. Die geliebten Schwestern (nicht zu verwechseln mit der Kölner Krankenhaus-Soap, für die ich mal zu casten die Ehre hatte) sind Louise und Charlotte von Lengefeld (Hannah Herzsprung, Henriette Confurius), mit der Schilller (Florian Stetter, bekannt aus Kommissarin Lucas) so etwas wie eine Ehe zu Dritt versucht haben soll.
Der Off-Kommentar wurde von Graf selbst gesprochen, aber warum macht er das, wenn er kein "s" und kein "z" sprechen kann? Ich kann mir nicht helfen, Leuten wie mir tun da nach einer Weile die Ohren weh. Er ist halt nur ein lispelnder Regisseur und kein Schauspieler, wie der Herr Papa es war, und wenn er es nicht kann, soll er´s doch sein lassen. Ob ansonsten mehr als der übliche Schulfunk herauskam, steht in Heft 30, Kinostart 31. Juli.

Dass auch dem französischen Film nicht mehr viel Neues einfällt, beweist nach einer immerhin recht erotischen Neuauflage von Angelique die jüngste Leinwandpräsenz jenes deutschen Generals von Choltitz, der 1944 von Hitler den Befehl zur Sprengung der Heiligtümer der Pariser Innenstadt (Louvre, Notre Dame etc.) erhielt und nicht ausführte. Die beste Darstellung lieferte bislang Gert Fröbe in Brennt Paris? In dieser Verfilmung eines Bühnenstücks sieht man, wesentlich zurückhaltender agierend, Niels Aresterup, also keinen Deutschen, und das ist schon mal ein Nachteil, trotz seines durchaus akzeptablen Spiels.
Volker Schlöndorff bedient in Diplomatie die üblichen Geschichtsklitterungen: Alle Franzosen waren in der Resistance und das Vichy-Regime wird mit keinem Wort erwähnt. Und wieder einmal fragt man sich, wo eigentlich die Fördergelder der wieder mal recht zahlreichen Subventionstöpfe geblieben sind, ansehen tut man sie der wieder malärmlichen B-Film-Ausstattung nicht  -  wahrscheinlich kassieren Aresterup und Schlöndorff entsprechende Stargagen. Kinostart 28. August. (fb)


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