Freitag, 7. Dezember 2018

nach längerer Pause ..... immer Ärger mit Antje Krumm























Liebe Leser,

nun ist bereits genau ein Monat seit dem letzten Mal vergangen. Öfter wäre schöner gewesen, aber es gab mehrere Gründe.

Erstens gibt es einen Rechtsstreit zwischen Frau Antje Krumm vom Pressedienst Interface und uns. Frau Krumm hat mir vor einigen Monaten den Zutritt zu einer Pressevorführung verweigert mit der originellen Begründung, es sei keine öffentliche Veranstaltung, als ob ich das nicht wüsste. Wir haben in Köln die gewohnheitsrechtliche Regelung, dass Journalisten auch dann an einer PV teil- nehmen dürfen, wenn sie nicht eingeladen sind, quasi als Belohnung für dier Mühe, überhaupt zum Kino zu gehen und keine Raubkopien im Internet zu konsultieren.

Dieses Gewohnheitsrecht wird mir nun verweigert, obwohl ich einen Presseausweis habe, während andere Amateur-Blogger dasselbe Gewohnheitsrecht in Anspruch nehmen dürfen. Zudem hatte Frau Krumm im Rahmen eines eMail-Verteilers, der an alle wichtigen Filmleute in Köln geht, geschrieben, mit mir sei keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mehr möglich. Hintergrund war eine unbedachte Äußerung meinerseits, für die ich mich in diesem Verteilerforum längst ausführlich entschuldigt hatte.Das ist Rufmord. Ich habe die Angelegenheit meinem Rechtsanwalt übergeben.

Frau Krumm meint nun wohl, besonders geschickt zu verfahren, indem sie mir über eine Mitarbeiterin Einladungen zu uninteressanten Filmen zusenden lässt. Somit kann ich nicht behasupten, sie würde mich vollkommen in meiner beruflichen Arbeit behindern, aber es ist schlimm genug und ich lasse mir nichts gefallen.

Zweitens kommen manche der neuen wichtigen Filme gar nicht mehr nach Köln. Die Verleiher bzw. Pressedienste behaupteten vor einigen Jahren, die Kölner würden die Filme doch nur schlechtreden und verreißen, was heute jedenfalls nicht mehr stimmt. Das zweite Argument lautet, es gäbe in Köln keine bundesweite Filmpresse. Das trifft zu, seitdem Steadycam aufgegeben hat, mit Ausnahme von uns halt; nur konnten wir in den letzten zwei Jahren aus Kostengründen leider keine Auflage im Voraus drucken und die Printausgabe lediglich als Book-On-Demand anbieten.
2019 soll es wieder ein richtiges Heft mit fester Auflage geben. Die Nachfrage ist da, gerade auch bei Sammlern, weil wir nie eine große Auflage hatten, allerdings mit ISBN-Nummer. Das Film Mäg kann über den Buchhandel bestellt werden, hatte aber aufgrund seiner Auflage immer schon Selten- heitswert. Die Hefte Nummer 1 bis 4 von 2008-2009 sind heute nicht mehr unter 40 Euro pro Stück zu haben.

Die Pressedienste übersehen indes die bundesweiten Radio- und Fernsehsender in Köln. Der Deustchlandfunk beispielsweise bringt in jeder Mittwochsausgabe des Kulturtmagazins Corso Filmkritiken. Deren Qualität ist freilich unterschiedlich, Rüdiger Suchsland, der auch im WDR zu Wort kommt, nenne ich nur noch Rüdiger Nichtfindsland.

Dies sind also zwei Gründe, weshalb es vorläufig nicht mehr so viele Filmkritiken geben wird: das unverständliche Verhalten von Frau Krumm sowie die Geringschätzung der Rezensionen in Funk und Fernsehen.bei den Verleihern bzw. den von ihnen beauftragten Pressediensten. Ich besuchte meine erste PV 1982, noch als Hospitant, und bin nun trotzdem dank Frau Krumm eigentlich gezwungen, bei den Pressediensten für jeden Film um Einladungen zu antichambrieren, obwohl ich Herausgeber der einzigen Filmzeitschrift in der Film- und Fernsehstadt Köln bin. Das ist unfair, meist auch einfach zu zeitraubend und bringt kaum Geld.

Und warum tut man sich das trotzdem an? Ganz einfach, aus Liebe zum Kino, und aus Verant- wortung Ihnen gegenüber, liebe Leser. Die Lücken werden nun künftig mit noch mehr Beiträgen zur Filmgeschichte und zu speziellen Fragen des heutigen Film- und Medienbetriebs gefüllt.

Die Welt ist eben ungerecht. Nehmen wir den Blick nach vorn.

Mit Grüßen aus Köln

Dr. Frank Blum






Neu: das Heft zum Wissenschaftsjahr 2018 


Kurz vor Jahresende können wir doch noch eine Ausgabe zum offiziellen Wisenschaftsjahr 20128 anbieten, natürlich zum Thema Filmwissenschaft. In mehreren Texten widmen wir uns dem Kino in Forschung und Lehre, vergleichen Theorien und die Arbeitsweise von Instituten in Deutschland, Österreich, Frankreich, England und den USA.
Bestellbar als PDF und Print-On-demand.








Mittwoch, 7. November 2018

Ab morgen im Kino





Der neue Astronautenfilm geht etwas zu sehr in Richtung Schulfunk und ist vor allem was für die Ryan Gosling-Besessenen. Interessantester Neustart diese Woche wird eine russisch-französische Koproduktion, Leto. Spielt im Leningrad der frühen 90er, als die Musik von David Bowie noch unter gefährlichen Umwegen ins Land geschmuggelt wurde. Wenigstens ungefähr erhält man eine Ahnung davon, wie es damals war. Kommunistische Welten, finanziert wie üblich nicht mit dem eigenen, hier vor allem mit französischem Geld.

Den größten Bogen sollte man um Whatever Happens Next machen, natürlich ist der Blindgänger wieder mal ein deutscher - ein 43jähriger Mann steigt aus, verläßt Frau und Arbeit, aber wen juckt das? Regisseur Julian Pörksen sollte sich lieber auf seinen eigentlichen Beruf als Dramaturg beim Kölner Schauspiel konzentrieren, das ist nämlich ganz was anderes; auch dass Herr Pörksen schon ein paar Kurzfilme verbrochen hat, macht den langen nicht besser. Mehr zu allen Filmen im nächsten heft. (ama)



Disney übernimmt Fox

Das US-Kartellamt hat seine Zustimmung erteilt, sofern Disney europäische Tochterunternehmen verkauft. Dann darf der ursprünglich nur für antiseptisch cleane Unterhaltung zuständige Disney-Konzern das ähnlich traditionsreiche ehemalige Major Studio 21st Century Fox übernehmen. Soll man das begrüßen? Nein, natürlich nicht, die Konzentration in der Branche ist schon schlimm genug. Disney hat einmal, um nur ein Beispiel zu nennen, Lucasfilm von George Lucas gekauft. Einst waren übrigens Fox (damals noch 20th Century Fox) und Disney bekannt für ihren Status, so ziemlich die einzigen großen Studios ohne mosaischen Einfluß zu sein, doch das ist über ein halbes Jahrhundert her. Und schon in den 30er Jahren musste Walt Disney sich dafür rechtfertigen, als einziger Produ- zent Leni Riefenstahl bei ihrem Hollywood-Besuch empfangen zu haben.





Dienstag, 23. Oktober 2018

Im Kino: Doku und Comedy




Rätsel












Welcher Regisseur hat einen Namen wie ein Revolver?

Auflösung wie immer am Postende.





Johnny English, eine Parodie auf James Bond, war einmal ein neues Rollenimage für Rowan Atkinson, lang ist´s her. Nun hat er nochmals einen Auftritt in Johnny English - Man lebt nur dreimal. Es wäre besser gewesen, er hätte Johnny Johnny sein lassen, muss man leider sagen; die Gags sind alt und recht einfallslos, und da, wo man etwas draus hätte machen können, vor allem bei der Chaos-Tour des Helden mit der Cyberbrille, macht man es nicht, aus Emma Thompsons Auftritt als Premierministerin ebenfalls nicht, ihre Szenen wirken wie an einem Tag heruntergekurbelt. Leider also nur etwas für große Atkinson-Fans, für die meisten anderen ist und bleibt Atkinson einfach Mister Bean.

Waldheims Walzer ist eine österreichische Dokumentation über die Kandidatur des ehemaligen UNO-Generalsekretärs Kurt Waldheim für das Amt des alpinen Bundespräsidenten, als Student in Wien erlebte ich damals den Wahlkampf und die Kritik des Auslands hautnah mit. Der Jüdische Weltkongress warf Waldheim vor, im Krieg als Wehrmachtsoffizier an Kriegsverbrechen mitgeweirkt zu haben. Die insgesamt recht hölzerne Doku vermittelt ein halbwegs realistisches Bild, auch von der Trotzreaktion der Österreicher, die Waldheim ja schließlich doch wählten. Aber warum muss Regisseurin Ruth Beckermann den Kommentar auch noch mit ihrem gewöhnungsbedürftigen Wiener Dialekt selber sprechen? Meint sie, es würde dadurch authentischer? Dies hätte man wie so oft einem Schauspieler überlassen sollen. Ausführliche Kritik im Heft.




High Art

In der Londonder Tate Gallery werden seit kurzem die Kandidaten für den diesjährigen Turner-Preis ausgestellt. Bemerkenswert: zum ersten Mal gibt es weder Gemälde oder sonstige Hochkulturbilder oder Skulpturen zu sehen, sondern nur bewegte Bilder  -  Tate Goes Cinema. Großteils digital, jedoch eben nur großteils, das ist das Angenehme. Der in London lebende Neuseeländer Luke Willis Thompson (Thompson ist heute der Name des Tages!)  dreht seine Filme sogar, man glaubt es kaum, ganz traditionell auf 35 Millimeter. Wer in London richtigen FILM sehen will, geht also nicht ins normale Kino, sondern in die Galerie, an manchen Tagen auch ins British Film Institute.




Des Rätsels Lösung:

















Tod Browning.
















Samstag, 8. September 2018

Demnächst im Kino: Bowling against Donald - Michael Moore und Asterix




                                                                      "Die Zereinigten Staaten von Amerika"
                                                                                            (Erich Fried)


Als Michael Moore vor über zehn Jahren seinen kritischen Film über Präsident Bush jr. drehte, ahnte er wohl nicht, dass es mit einem seiner Nachfolger noch schlimmer kommen sollte. Gestern hatte Fahrenheit 11/9 beim Festival in Toronto Premiere, der Titel meint den Tag  anno 2016, an dem Donald Trump gewählt wurde (nicht mit absoluter Mehrheit der Stimmen, nur beinahe, aber das US-Wahlsystem ist eben anders).
Nachdem Moore bereits damals einen kritischen Film über Trump und dessen Wahlkampf gedreht hatte, Michael Moore in TrumpLand, folgt nun das wohl unvermeidliche zweite Anti-Donald-Epos, denn TrumpLand ist keine Verheißung mehr, kein surreales Märchen wie Lewis Carrolls Alice im Wunderland, es wurde raue Wirklichkeit.

Die Süddeutsche Zeitung zitiert Moore heute allerdings auch mit dem Satz "Unser System war schon kaputt, bevor Trump auftauchte." Die Kluft zwischen Demokratischer Partei und Republikanern brachte Amerika bereits unter Obama an den Rand einer Staatskrise, meilenweit entfernt von unserer bundesdeutschen "Solidarität der Demokraten", von wegen, eher Apartheid der Demokraten: es gibt spezielle Kindergärten für die Kinder von Republikanern und spezielle Kindergärten für Demokraten-Kinder, das ist kein Witz.

Moore versteht sich selbst als Journalist. Mit Kino-Dokumentarfilmen wie Bowling for Columbine entwickelte er einen sehr persönlichen Stil des glaubwürdigen Dokutainment. Anders als in früheren Werken stellt Moore sich aber im neuen Fahrenheit-Film nicht mehr selbst als Moderator in den Mittelpunkt, kommt kaum oder gar nicht ins Bild und beschränkt sich auf Off-Kommentar, was jene, die Fahrenheit bisher sehen konnten, angenehm positiv fanden. Der deutsche Verleihtitel soll Celsius 09.11 heißen, das Datum des Kinostarts ist noch offen, irgendwann zum Jahresende geht es los.














Bowling for Melania  -  ein Film über die First Lady wäre mal ganz was anderes. Das Bild stammt natürlich aus ihrer Zeit als Model. (Bild Archiv)







Im kommenden Jahr werden sich nicht nur die Kindergärten freuen, wenn ein neuer Asterix-Film anläuft, Asterix und das Geheimnis des Zaubertranks. Dessen Starttermin steht fest: 14. März 2019. Es könnte der letzte mit Gerard Depardieu als Obelix werden, seit einem Vergewaltigungsvorwurf droht ihm Kittchen. Oder war es nur eine fantasiebegabte Denunziantin, die in die Medien wollte? Sie wäre nicht die Erste. Man wird sehen. (fb)








Donnerstag, 6. September 2018

Horst, du bist der Größte!




Zielscheibe der politisch korrekten Gehirnwäsche nicht erst seit heute: Bundesinnenminister Seehofer


Seine Kritiker haben noch nie selber an einer Demonstration teilgenommen, sonst wüssten sie nämlich so wie ich aus eigener Erfahrung, dass bei Teilnehmern mehrerer Gruppen eine räumliche Nähe während des Zuges zu Fuß mitunter gar nicht verhindert werden kann. Als ich einst an einer Demo gegen die Beteiligung Deutschlands am Irakkrieg teilnahm, musste auch ich gewisse linke Verbände in meiner entfernteren Umgebung, die ich ablehnte und die mir zum Teil verhasst waren, Kommunisten und Anarchisten zum Beispiel, hinnehmen. Seitdem sich die Medien von der Totali-tarismustheorie verabschiedet haben, ist dies jedoch wurscht, die Linke ist in diesem unserem Land grundsätzlich immer salonfähig, selbst bei Gewaltbereitschaft.

Und nun sagt Horst Seehofer, er wäre, wenn er nicht gerade das Ministeramt innehätte, in Chemnitz auch gern mitmarschiert, hätte sich aber freilich um räumliche Distanz zu den Rechtsradikalen be-müht. Er hätte also genau das getan, was zahlreiche normale Bürger, die in Chemnitz ebenfalls auf der Straße waren, tatsächlich taten. Und nun wird mit echt deutscher Gründlichkeit mal wieder das Kind mit dem Bade ausgeschüttet: die politisch korrekten Gutmenschen verweisen darauf, dass Seehofer an einem Trauermarsch, einer Demo whatever teilnehmen wollte, bei der auch Nazis anwesend waren.

Chemnitz war aber nicht Bad Harzburg, genauer gesagt keine neue Harzburger Front (was Sahra Wagenknecht mit "Aufstehen" anzuleiern versucht, ist eine Art Harzburger Front von links). Chemnitz war endlich einmal eine Gelegenheit für die Bürger, ihrem Unmut und Ärger Luft zu machen, aus der allgemeinen Überfremdung resultierend, wenn sie zum Beispiel im Bus oder in der U-Bahn bisweilen fast nur noch Leute mit Migrationshintergrund antreffen und überhaupt kein Deutsch mehr ge- sprochen wird  -  und im deutschen Film gibt es gleichfalls immer weniger Deutsche, vor und hinter der Kamera. Leider wurde Chemnitz von den Rechtsradikalen instrumentalisiert, und genau darauf stürzten sich notabene die (Lügen-)Medien, denn zum Hitlergruß erhobene Arme bringen mehr Quote, mehr Leser, mehr Geld als der Anblick von Otto und Ottilie Normalverbraucher. Das Wort Überfremdung wurde freilich schon vor Jahren zum Unwort des Jahres erklärt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf.



Das Traurige in Deutschland ist weniger der nach wie vor marginale Rechtsradikalismus als die Vorhersehbarkeit öffentlicher und medialer Reaktionen. Es war klar, dass die Medien beim eigentlichen Anlass fast nur vom Tod eines Mannes, bestenfalls noch mit Altersangabe, sprachen, und nicht davon, dass es ein Deutscher war, obwohl er "politisch korrekte" kubanische Wurzeln hatte  -  und dass die Täter Ausländer waren, oder wenn doch, dann nur möglicherweise, als gelte es, Heerscharen messerwetzender Rassisten nicht noch weiter anzustacheln, diese Heerscharen gibt es nicht. Die AfD wurde übrigens auch von manchen unserer jüdischen Mitbürger gewählt, in der Hoffnung, dass diese Partei endlich etwas gegen weitere muslimische Zuwanderung unternimmt.

Vor einigen Jahren wurde in Malaga eine junge Spanierin von einem Marokkaner vergewaltigt, da- raufhin machten die Spanier erst mal eine Woche lang in den Straßen Malagas Jagd auf jeden, der irgendwie afrikanisch aussah. Die deutschen Medien berichteten so gut wie nichts. Mit der Bun- destagswahl und mit Chemnitz ist Deutschland in der europäischen Normalität angekommen.

Nochmals zurück zum Minister: Weniger glücklich, weil allzu leicht missverständlich ist Seehofers Formulierung, die Zuwanderung sei "die Mutter aller Probleme". Richtiger ist wohl genau genommen, dass sie neue Probleme schaffte und bestehende wie Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot verschärfte. Und es kommt, wie es kommen muss in diesem Gehirnwäscheland: Seehofer selbst wurde heute von der Opposition als Faschist diffamiert, dagegen könnte und sollte er gerichtlich vorgehen. Horst Seehofer ist der lebende Beweis dafür, dass es keine freie Meinungsäußerung mehr gibt. Wir wünschen ihm, dass er durchhält, die wie beim Pawlowschen Hund unvermeidlichen Rücktritts- forderungen ignoriert und dass die CSU bei der Landtagswahl für ihren Mut zur Wahrheit nicht bestraft wird. (fb)


Freitag, 17. August 2018

Gesichter, die uns auffielen: Sasha Grey






Multimediakünstlerin wäre wohl die treffendste Berufsbezeichnung der jungen Dame. Sowohl in Filmen der besonders deftigen Art als auch in Mainstreamwerken, in mindestens einer Fernseh-Soap und in Musikvideos trat sie auf. Steven Soderbergh gab ihr sogar mal eine zentrale Kinohauptrolle, in Girlfriend Experience; außerdem war sie kurzzeitig Mitglied einer "richtigen" Künstlergruppe, schrieb 2013 einen Roman, Die Juliette Society etc. etc.
Von der Handlung her müsste das Buch wohl eigentlich Die Justine Society heißen, und wäre er von einem Mann geschrieben worden, hätte man ihn automatisch frauenfeindlich genannt. Die Zeit schrieb damals, der Roman sei "Punst", ein sich besonders schick dünkendes Crossover aus Por- nografie und Kunst  -  als ob das ein Widerspruch wäre. Dass dem nicht so ist, hat sich 50 Jahre nach Susan Sontags Essays noch immer nicht gänzlich herumgesprochen, nicht mal bis zur Zeit.

Welche Werke dieses Multitalents wird man in hundert Jahren noch rezipieren? Auf jeden Fall die Pornos, logisch, sofern sie gescheit gelagert oder umkopiert wurden, nur Fans großer Busen werden einen Bogen machen. Das aber war gerade eines ihrer Merkmale, ihre Natürlichkeit: sie machte eben keinen Silikonzirkus und war nicht gepierct oder tätowiert. Ihr Typ war damals so erfolgreich, dass mit Sasha Rose gleich noch ein zweiter, ähnlich jungmädchenhafter Pornostar aufgebaut wurde (Frau Rose hat  dann vor einiger Zeit doch nachgeholfen und die Brust vergrößern lassen, es sieht auch richtig künstlich aus). Der Soderberghfilm und der Roman mögen Geschmackssache sein. Es wäre schön, mal wieder was von Sasha Grey zu hören, die Amerikanerin macht seit längerem eine schöpferische Pause. (fb)


Sasha in Steven Soderberghs Girlfriend Experience




A Bigger Slash? Suspiria-Aufguss




"Es gibt Klassiker, die man nicht ungestraft neu verfilmt." (Hellmuth Karasek)


Am 1. September soll die 2. Version von Dario Argentos Horrorfilm Suspiria bei den Filmfestspielen in Venedig Premiere haben. Strenggenommen ist es die dritte, vor zehn Jahren entstand eine deutsche Hommage unter dem Titel Masks mit ähnlicher Handlung, Regie Andreas Marschall, in der die Heldin nicht in eine Ballett-, sondern Schauspielschule gerät (ich organisierte damals die Kölner Erst- aufführung). Dieser deutsche Film kam mit wenigen Effekten, die wahrhaft Splatter waren, aus, der neue offenbar nicht. Ich weiß noch gar nicht, ob ich ihn mir überhaupt ansehen möchte, das schon bekannte Bild- und Szenenmaterial ist mir einfach zu ekelhaft.

Positiv freilich, dass auf klassischem teuren 35mm-Material gedreht wurde, Tarantino ist also doch nicht der Einzige, dem dies noch finanziert wird, höchst erfreulich. Hier ist es Luca Guadagnino, der mit A Bigger Splash bereits ein erfolgreiches Remake des alten Swimmingpool mit Romy Schneider gestaltete. Ein Minuspunkt: in der Hauptrolle bestätigt Dakota Johnson mal wieder, ganz wie die Mutter, die unseligen Erbhof-Mechanismen im angelsächsischen und internationalen Film (sie ist Tochter von Melanie Griffith und Don Johnson). 
Und zum x-ten Mal ist Deutschland Schauplatz eines Horror-Szenarios, von Adolf bis Argento. Ge- dreht hat man hier freilich nur kurz, um die eigenen Leute möglichst lange zu beschäftigen, und ge-zwungenermaßen wegen der Fördergelder. Argento-Fan Tarantino mag den neuen Film angeblich, aber auch Meister können mal irren. Kritik folgt, wahrscheinlich von einem Kollegen. (fb)






Sonntag, 12. August 2018

Rätsel





Wurde in der Pariser Cinémathèque Francaise schon mal ein Pornofilm gezeigt?
Antwort wie immer am Postende.




Heinz Erhardt: unbekannter Nachlass entdeckt



Ein Konvolut mit Texten und Kompositionen des jungen  Heinz Erhardt aus den 20er und 30er Jahren, dass jahrelang auf dem Dachboden seines Hamburger Hauses lag und nach dem Verkauf des Hauses in ein Musikarchiv kam, ist nun wiederentdeckt worden.
Die unbekannten Werke kommen nun zu späten Ehren. Am 24. Oktober soll eine CD mit Ein- spielungen der NDR Bigband, Axel Prahl, W.W. Möhring und andere erscheinen erscheinen.

Mit seinem literarischen Werk war Erhardt beinahe einzigartig. Wie außer ihm nur noch Karl Valentin beherrschte er die Kunst der humorvoll-hintersinnigen Wortparaphrasen (die oft ver- wendete Bezeichnung "Wortverdrehung" wird dem Autor nicht gerecht). Scheinbar nur von charmantem Mutterwitz geprägt und ohne "Anspruch" im prätentiösen Sinne, bewiesen Erhardts Texte, Prosa und Gedichte, mitunter durchaus eine zu seinen Lebzeiten nicht erkannte intellektuelle Größe. (fb)




Stimmen, die uns auffielen
Traum-Django und Traum-Schwiegersohn: Robert Young


Seine wichtigste Rolle, filmhistorisch betrachtet jedenfalls, hatte er in einem Hitchcockfilm, in einer ernsten Rolle. Mir wie so vielen anderen meiner Generation wurde er zunächst als Hauptdarsteller in der Vorabendserie Dr. med. Marcus Welby bekannt, als man noch nicht permanent mit Arzt-Soaps zugemüllt wurde. Die Rolle passte ebenso zu ihm wie der Nachkriegsserienhit Vater ist der Beste, wo er einen Familienvater wie aus dem Bilderbuch verkörpern durfte, kaum streng und eher gutherzig-wohlwollend, denn Young war äußerlich das Gegenteil des He-Man, des Machos; in jungen Jahren erschien er auf der Leinwand als netter Sonnyboy und wie der brave ideale Schwiegersohn.

Anders hingegen seine Stimme. Man könnte meinen, dass sie eigentlich nicht zu ihm passte; ich traute meinen Ohren nicht, als ich erstmals seinen O-Ton in einer TV-Originalfassung hörte: tief, sonor und männlich bis der Arzt kommt; er hätte Bogart, Gable oder andere Machos problemlos syn- chronisieren und in Hörspielen Mike Hammer oder Django sprechen können. Freilich "passte" die Stimme trotzdem, sie wirkt wenn man so will auch als Ergänzung zu seinem "Softie"-Äußeren. Nur ist die Erwartungshaltung eine ganz andere, wenn man den Schauspieler nur aus Synchronfassungen oder von Bildern her kennt. Vermutlich haben sich viele englischsprachige Männer von Alaska bis Sydney damals eine Stimme gewünscht wie die von Robert Young.
Der gebürtige Chikagoer starb 1998 im Alter von 91 Jahren, was dafür spricht, dass der Künstler ähnlich solide lebte wie er in seinen Rollen wirkte  -  er war jedoch trotz seines beruflichen Erfolges Alkoholiker geworden und unternahm 1991 einen Selbstmordversuch. Alkoholismus war im 20. Jahrhundert die klassische Berufskrankheit der Schauspieler. (fb)




Rätsel-Lösung


Ja, spätestens 1999 im Rahmen der "Nuit du sexe folle" (Nacht des verrückten Sexes).







Donnerstag, 2. August 2018

Ratschlag für Filmbuchleser: Doku einer Star Trek Tagung






Demnächst erscheint ein Buch für alle "Trekkies" und sonstige Interessierte, die sich mit philoso- phischen Hintergründen zur Science Fiction befassen wollen. 2016 befasste sich in Nürnberg eine Tagung mit der Frage, inwieweit die Serie Star Trek, uns Älteren zunächst mal noch immer in Deutsch als Raumschiff Enterprise ein Begriff, wirklich eine Positive Utopie ist und wie unser heutiger Blick auf die von Ur-Autor und Produzent Gene Roddenberry entworfene Vision persönlicher Freiheit in der Welt der Zukunft sein soll. Veranstalter war der Humanistische Verband Bayern.

Das von Michael C. Bauer herausgegebene Taschenbuch bietet den Wortlaut der Redebeiträge. Erfreulich, wenn hierzulande auch die fiktive Kunst in den Massenmedien und die Science Fiction so langsam vom wissenschaftlichen Diskurs ernst genommen werden, wenngleich vielerorts noch immer gönnerhaft von oben belächelt. Nichts gegen Kongresse über Uwe Johnson oder Hans Henny Jahnn, aber deren Werke liest kein Mensch, leider. Bei Star Trek hingegen das umgekehrte Phänomen, eine nicht tot zu kriegende Vermarktungsorgie fast wie bei Star Wars, gottlob nur fast.


Typisch amerikanisch und wirklich "Faszinierend", wie Mister Spock sagen würde, ist die Besonderheit, dass Roddenberry kein weltfremder Theoretiker war und auch nicht so wirkte, eher wie ein munterer vertrauenswürdiger Kumpel, dem man den berühmten Gebrauchtwagen abkaufen würde und der dennoch genau wusste, was er wollte und mit beiden Beinen mitten im Leben stand: im Krieg Bomberpilot, später dann Arbeit bei der Polizei von Los Angeles, wobei er bereits das Schreiben üben durfte, nämlich als Ghostwriter für seinen Vorgesetzten.
Den späteren Erfolg beim Fernsehen musste sich Roddenberry hart erarbeiten, er fiel nicht vom Himmel. Fantasie und Intelligenz waren das eine, Durchsetzungsvermögen das andere.

Positive Utopien wurden signifikant für die voller Optimismus und Fortschrittsglauben strotzenden 50er und 60er Jahre, Roddenberry zeigte aber auch, dass der Weg hin zu einer besseren Welt ein steiniger sein würde. Später hat er dann die weltweiter Krisen seit Mitte der 70er Jahre noch erlebt.




Wir konnten das Buch noch nicht lesen, für orthodoxe Fans aber dürfte es wohl Pflicht sein. Als Erscheinungstermin ist der 2. September vorgesehen, Preis 19,99 €; für ein Taschenbuch schon etwas teuer.



Dienstag, 31. Juli 2018

Ein Geburtstagskind wird 100: Artur Brauner




            Immer gern Charmeur: Artur Brauner hält Inga Grömminger von der BZ  bei einem Besuch in seiner Villa im Arm.                                                          


von Frank Blum


Morgen ist es also so weit, die lebende Filmlegende Artur "Atze" Brauner wird 100 Jahre alt. Zähigkeit hat er ja immer schon bewiesen, diese Eigenschaft ist ohne Zweifel eines seiner Hauptcharakteris- tika bei einem ansonsten höchst differenzierten, um nicht zu sagen widersprüchlichen Persön- lichkeitsbild.
Sein Hauptverdienst besteht sicherlich vor allem darin, mit der CCC-Firmengruppe während der Nachkriegszeit im öffentlichen Bewusstsein einen Kino-Mythos geschaffen zu haben, wie ihn sonst als Institution nur noch die UFA bot, und diese operierte damals längst nicht so glücklich.

Abgesehen von der Autorin des Katalogs zur Brauner-Ausstellung einst in Frankfurt bin ich der Einzige, der sich die Mühe machte, eine Biografie zu Papier zu bringen, und dies übrigens zum großen Teil wörtlich, zu Papier, allein schon um der Gefahr des versehentlichen Löschens am PC zu entgehen, aber auch weil es mir einfach angenehmer ist. Mehrere Jahre lang habe ich daran gearbeitet, nicht als Auftragswerk, sondern aus Bewunderung für die Persönlichkeit Artur Brauner, und er ist ja auch weißgott ein dankbares spannendes Thema; zunächst im Vertrauen auf eine persönliche Begegnung, die er mir versprach, und ich war so naiv dies ernst zu nehmen-

Dann aber mit tagelangen Studien im Frankfurter Brauner-Archiv, wo sich nahezu die gesamte Geschäftskorrespondenz der CCC-Firmengruppe seit 1946 befindet, und dreimal durfte ich auch die damals noch nicht sanierten, halb verrottet wirkenden Studios in Haselhorst besuchen. Die damals von mir ge- machten Fotos und Filmaufnahmen des Geländes haben also mittlerweile historischen Wert, von den Fotos kam eine Auswahl ins Buch.


Die Brauners  -  ein Clan mit umgekehrtem Düsenantrieb

Übrigens war Frau Dillmann, die Katalogautorin, tatsächlich einmal bei Brauners in der Grunewalder Villa zu Gast, kam aber zu der Feststellung, dass der Erkenntnisgewinn nur gering war, da Brauner sich ihr gegenüber nie wirklich offen gab; ihr Resümee lautete: "Artur Brauner ist nicht zu fassen." Es blieb auch bei ihr, was den privaten Brauner betrifft, nur bei Näherungswerten, so gesehen habe ich also wohl gar nicht viel verpasst.

Obwohl mir Brauners Privatsekretariat schriftlich bestätigte, er wünsche sich die Fertigstellung meines Buches, wurde das Projekt von Alice und Sharon Brauner regelrecht sabotiert. Da hieß es die Nerven behalten, bloß nicht die beleidigte Leberwurst spielen, die Menschen sind halt so wie sie sind und die ganze Familie Brauner zeigt sich halt gerne von der exaltierten Seite, diplomatisch formuliert.

Sie ist, wie die Japaner so schön sagen, eine "Familie mit umgekehrtem Düsenantrieb". Ein Beispiel: vor ungefähr 10 Jahren durfte Alice Brauner die operative Geschäftsführung weitgehend überneh-men, obwohl sie weder von der künstlerischen noch von der geschäftlichen Seite des Filmwesens sonderlich beleckt war, der Hausherr folgte einfach dem dynastischen und nicht dem Kompetenz- prinzip - das muss man sich leisten können, aber er ist ja auch Multimillionär.Was sonst im Detail noch mit "umgekehrtem Düsenantrieb" damit gemeint ist, habe ich bereits im Buch ausführlich geschildert.

Eigentlich sollte spätestens in dieser Woche eine neue überarbeitete Auflage erscheinen, was aufgrund meiner Krankheit nicht zu schaffen war, nun ist Oktober-November vorgesehen, um nicht zuletzt den Karl May- und den Wallace-Fans die Möglichkeit zu geben, sich oder anderen mein Werk zu Weihnachten zu schenken. Es wird mehr als 500 Seiten haben, wieder mit zahlreichen Abbil-dungen und etwas größer als A4 hoch.


Alles Gute zum Wiegenfest, lieber Atze, und bleiben Sie weiterhin so zäh wie immer, dann winken Ihnen noch viele schöne Jahre.

Morgen bin ich übrigens um ca. 17.15 Uhr im Radioprogramm von Radio Bremen zu Gast, um über Brauners Leben und Werk zu erzählen.
















Entwurf zum Umschlag der 1. Auflage, später leicht geändert.












Sonntag, 29. Juli 2018

Demnächst im Kino: Christopher Robin






Zu Weihnachten bringt Disney eine Art Sequel von Mary Poppins heraus, in dem die Kinder Jane und Michael erwachsen geworden sind. Dem gleichen Schema folgt nun Christopher Robin, der gleichnamige humanoide Spielkamerad von Winnie Puh hat mittlerweile selbst eine Tochter und wird verkörpert vom sympathischen Ewan MacGregor. Über weite Strecken recht ernst, erscheint es aber doch gerade bei Filmen aus dem Hause Disney wohltuend, dass nicht von A bis Z die heile Welt vorherrscht. Mehr im Heft. Kinostart am 16. August.



Mittwoch, 18. Juli 2018

Gesichter, die uns auffielen: James Doohan






Einer weit verbreiteten Auffassung zufolge ist das Darstellen zwielichtiger Charakteer weitaus schwieriger für einen Schauspieler als das Spielen eines Good Guy, und wer keinen richtigen Bösewicht gespielt hat, ist auch kein guter Schauspieler. Damit folgt man freilich jener Theorie, der Mensch sei von Natur aus gut, der Künstler müsse sich also erst gar nicht angestrengt verstellen. Schon deshalb erscheint das generelle Postulat fragwürdig.
Aber lassen wir einmal die Frage, ob Schauspieler-Ich und Rollen-Ich ident sind oder nicht, außer acht. In der Raumschiff Enterprise-Folge Der Wolf im Schafspelz wird Scott, genannt Scottie, Chefingenieur der Enterprise, als Mörder verdächtigt, man findet ihn sogar mit der Mordwaffe in der Hand, einem Dolch. Es geschehen noch zwei weitere Morde, und wieder wird Scottie verdächtigt. Ich habe schon Tausende ähnlicher Szenen in Fernseh- und Kinofilmen gesehen, aber noch nie war ich von Anfang an von der Unschuld Scotties so felsenfest überzeugt wie im Falle von Scottie, und ich bin durchaus kein orthodoxer Trekkie-Fan, wenngleich mir der B-Film-Charme dieser frühen Episoden gefällt.

Die Art und Weise, wie der kanadische Schauspieler James Doohan als Scottie auf den Vorwurf reagiert, einen Mord begangen zu haben, wie er seine Unschuld beteuert, auch diese Art und Weise muss man spielen können. Als Zuschauer entfuhr mir beim ersten Sehen der DVD mehrfach der Ausruf "Der arme Scottie!" Der Künstler muss es vermitteln können. Auch wenn er selbst im realen Leben nicht anders handeln würde, bleibt es dennoch eine Aufgabe, dies vor der Kamera glaubhaft "rüber zu bringen".
Es besteht gar kein Zweifel: dieser Mann könnte keiner Fliege etwas zu Leide tun (oder einer Fliege vielleicht doch?) , wobei er alles andere als ein gutmütiger Depp ist, er arbeitet als Chefingenieur eines Raumschiffes mit vierhundert Mann Besatzung (man sieht allerdings immer nur nur die Führungscrew auf der Brücke, draußen auf den Gängen allenfalls noch vier oder fünf Statisten, die herumlaufen; es war eine Fernsehserie), und alle Trekkies wissen: sind Kirk und Mister Spock nicht an Bord der Enterprise, so übernehmen entweder Mister Sulu oder eben Scottie (in der 2. Staffel war Scottie dreimal an der Reihe) das dortige Kommando, das er auch in gefährlichen Situationen souverän meistert.

Scottie (Doohan) und Leutnant Uhara (Nichelle Nichols)

Der Name Doohan klingt so ähnlich wie der des schottischen Kollegen Patrick McGoohan, aber Scotties Eltern waren benachbarter irischer Abstammung (nicht sehr ungewöhnlich, schließlich gibt es auch bei uns Rheinländer mit typisch westfälischen Namen), in der Originalfassung sprach james Doohan die Rolle mit schottischem Akzent. Als junger Soldat war Doohan 1944 bei der Landung der Allierten an der französischen Küste mit dabei und behielt aus der Kriegszeit leichte gesundheitliche Probleme. Dreimal war Doohan verheiratet und ausgerechnet die dritte Ehe, die mit dem größten Altersunterschied, hielt am längsten. Mit 54 heiratete er einen seiner glühendsten Fans,  ein 18jähriges Mädchen. In den späten Star Trek-Kinofilmen trug er einen Bart, der ihm zwar gut stand, ihn aber noch älter machte und Erachtens auch von der Rolle des Scottie etwas entfremdete - und natürlich hätte er vor allem schlank bleiben müssen. Schade auch, dass der zum geflügelten Wort mutierte Satz "Beam me up, Scottie" zu den bekannten geschmacklosen Witzen führte, die mit der Serie nichts zu tun haben.
In seiner späteren Karriere fand Doohan wie so viele Kollegen, die mit einer singulären Serienrolle berühmt wurden, keine weiteren ähnlich markanten Parts mehr. Indes wird er für den durch Enterprise bzw. Star Trek entstandenen Weltruhm genossen haben. James Doohan starb als schwer kranker Mann 2005, im Alter von immerhin 85 Jahren. Er inspirierte nicht nur tausende Jungs dazu, Ingenieur werden zu wollen, er war, ähnlich wie Käpt´n Kirk und die anderen, wie jeder auf seine persönliche Weise eine lebende Motivation, an die gute Seite im Menschen zu glauben, und das ist schon eine ganze Menge. (fb)




Ab morgen im Kino

Einziger wirklich sehenswerter Film unter den neuen ist natürlich Endless Poetry, ein autobio- grafisches Spätwerk von Alejandro Jodorowsky. Wie das Leben so spielt: Jodorowsky und Audie Murphy hatten beide das seltene Privileg, sich in Biopics selbst spielen zu dürfen, nur die Phasen als Kind und Jugendlicher mussten sie freilich abgeben.
Bei der endlosen Poesie, wie es besser hätte übersetzt werden sollen, gibt es einige verstörende, auch unappetitliche Szenen, aber so ist Surrealismus nun mal. Jodorowsky ist Surealist. (ama)





Sonntag, 8. Juli 2018

Robby Müller gestorben





Jener Kameramann, den ich irrtümlich immer für einen Deutschen hielt, ob seines archetypisch deutschen Namens und weil er seine Karriere in Deutschland begann, war Holländer. Dort wurde er geboren und ist nun im Alter von 78 Jahren in Amsterdam gestorben. Anders als Gerhard Vandenberg, bei dem er nach seiner Ausbildung assistierte, entwickelte Robby Müller keinen eigenen "Stil", was auch nicht unbedingt die Aufgabe eines Kameramanns ist, er war einfach ein hervorragender Mann in seinem Beruf. Wim Wnders, Jim Jarmusch und Lars von Trier waren nur drei seiner zahlreichen Regisseure.
Also war Michael Ballhaus doch unser einziger Kameramann in Hollywood. Und hierzulande? Der Sohn Florian Ballhaus hat gerade den Deutschen Kamerapreis erhalten. Dass er überhaupt in diesem begehrten Beruf problemlos Fuß fassen konnte, bestätigt wieder einmal die Vitamin-B- und Mafia- strukturen im deutschen Film und Fernsehen; Talent vererbt sich nicht automatisch, schon gar nicht bei Familie Ballhaus. (ama)




Stimmen, die uns auffielen: Christina Hoeltel


Und nun rasch wieder zu den Lebenden. Die in loser Folge präsentierten Gesichter, die uns auffielen werden ab heut ergänzt mit einer den Stimmen von Darstellern gewidmeten Reihe.

Der Jazzexperte Joachim F. Behrendt wußte es schon: Audio ergo sum. Ich höre, also bin ich. So relevant das Sinnesorgan Auge auch sein mag, das Ohr sollte man nicht unterschätzen. Für mich - und ich dürfte beileibe kaum der Einzige sein - gebührte gleich neben Margot Leonard auch Christina Hoeltel (mitunter Kurzform Tina) schon immer ein Thron auf den Olymp der schönsten weiblichen deutschen Synchronstimmen, unbeschreiblich weiblich im wahrsten, notabene auch erotischen Sinne. Das Unverwechselbare im Klang ihrer Stimme basiert auf dem nur scheinbaren Widerspruch eines mitunter markant burschikosen Sprachduktus einerseits und des doch eindeutig weiblich-sinnlichen Timbres andererseits, und dies beruhte nicht auf forcierter Verstellung, das hat sie nicht nötig, es ist Hoeltgens Naturton.

Wenngleich manchen Männern das Singuläre dieser Stimme zu ungewohnt, zu pittoresk erscheinen mochte, hat sie aber doch wohl den Großteil ihres männlichen Publikums eher verzaubert. So wie Margot Leonard dazu geboren war, der Monroe, Diana Rigg  und anderen großen Kolleginnen ihre Stimme zu "leihen", wie es immer so schön heißt (besser: den Rechteinhabern zu verkaufen), so war Christina Hoeltel die beste Wahl bei Jessica Lange, Heather Locklear, lustigerweise sprach Hoeltel auch den Scooter in der Muppets Show, wo sie das lebhaft Burschikose ihrer Stimme voll einbringen konnte, ferner hörte man sie in Jäger des verlorenen Schatzes und Harry Potter, und neben vielen anderen Serienheldinnen sprach sie Erin Gray, den weiblichen Star in der Science Fiction-Serie Buck Rogers   -  umso ärgerlicher dann der plötzliche Wechsel, wenn in manchen Folgen von Serien plötzlich eine andere Stimme zur gleichen Rolle ertönt, aber das nur nebenbei, Schuld daran tragen nicht die Sprecher. Ausgerechnet Scooter wurde immer durchgehend von Hoeltel gesprochen, auch in den Kinofilmen, hierauf achtete man wohl des besonderen Marktwertes der Muppets wegen.




















2011 widmeten wir uns erstmals dem          Thema Synchro.




Mit Margot Leonard teilt Tina Hoeltel die Entwicklung ihrer Karriere, offenbar zu selten aus den Synchronstudios herausgekommen zu sein, um noch in den ganz großen Hauptrollen VOR der Kamera oder, ebenfalls bedauerlich, in Hörspielen auftreten zu können. Ansonsten gibt es keine näheren Angaben zu ihr, weder im Netz noch in der Fachliteratur, außer mageren Hinweisen wie dem, dass sie schon als Kind mit der Arbeit als Sprecherin begann. Ihre Jugendlichkeit bewahrte sich Tina bis ins fortgeschrittene Alter und konnte so später oftmals Kolleginnen synchronisieren, die viel jünger waren als sie selbst.

Mittlerweile geht sie auf die 70 zu (geboren am 28. Dezember, wie Friedrich Wilhelm Murnau, Walter Ruttmann, die Knef und mit Verlaub auch ich, die Sterne meinten es gut mit uns), ist noch immer aktiv und kann vermutlich ein Lied davon singen, wie sehr sich die Arbeitsbedingungen für Synchron- sprecher in den letzten Jahrzehnten verschlechtert haben.
Früher war die deutsche Synchronisation bei den Auftraggebern auch im Ausland für ihre Qualität berühmt, die Schauspielerin hatte daran mit ihrer unverwechselbaren, lebhaften und  ausdrucks- starken Stimme entscheidenden Anteil.
Ganz generell machte sich halt damals die echt deutsche Begabung für Gründlichkeit und Ge- nauigkeit bis in die 80er Jahre hinein bezahlt. Aus verschiedenen Gründen, u.a. weil nun alles so rasend schnell gehen muss, hat sich dies geändert; was sich heute Synchronisieren nennt, ist oft nur noch Voice-Over.

Lange habe ich gerätselt, was Fellini nur an dieser Giulietta Masina so toll gefunden haben mochte, als er sich in sie verliebte. Eines Tages erfuhr ich es: sie war damals Radiosprecherin und Fellini war hin und weg, als er ihre Stimme hörte. Christina Hoeltel hat nicht nur eine völlig unverwechselbare Stimme, sie ist ebenfalls von der Art, dass man die Frau allein ihrer Stimme wegen hätte heiraten wollen  -  eine aparte Schönheit ist sie noch außerdem. Wir wünschen alles Gute für die kommenden Lebens- und Arbeitsjahre. (fb)

Aus rechtlichen Gründen hier leider kein Foto von Christina Hoeltel.






Mittwoch, 4. Juli 2018

Demnächst im Kino: Nico, 1988






Anfang der 70er meinte Curd Jürgens in dem ihm gewidmeten Fernsehfeature Ansichten eines Stars, es sei doch "eine Schande", dass wir Deutsche auf Visconti warten mussten, bis eine Verfilmung von Thomas Manns Tod in Venedig in die Kinos kam, was freilich nicht gegen Visconti gerichtet war, sondern gegen die Unfähigkeit der Deutschen zu dergleichen. Viel hat sich seitdem nicht daran ge-ändert, dass deutsche Kultur und deutsche Künstler im Ausland engagierter rezipiert werden als im eigenen. Und so gab es bislang außer der Doku Nico Icon auch noch nicht viel über jene Frau, die sich einfach Nico nannte.

Nico war weit mehr als nur ein ehemaliges Model (einer ihrer ersten Fotogtrafen in Paris, wo sie eine Weile lebte, gab ihr diesen nom du guerre) und dann Sängerin bei Andy Warhols Velvet Under-ground. Bob Dylan schrieb für sie den Song "I´ll Keep It With Mine", Leonard Cohen "Take This Lon- ging", Iggi Pop "We Will Fall" und Jackson Browne "These Days", um nur vier Beispiele zu nennen. Jim Morrison, wohl die große Liebe ihres Lebens, riet Nico, auch selbst Songs zu schreiben. Sie drehte einige Filme, Fellini wollte ihr eine größere Rolle geben, nachdem er sie bei Das süße Leben, wo sie nur eine kurze Szene hatte, kennenlernte. Es kam anders, und kontinuierliche Arbeit als Schauspielerin ergab sich im Laufe der Jahre nicht.

Aber diese Stimme! Eine der schönsten Beschreibungen stammt vom Journalisten und Buchautor Chris Strodder, "her monotonous, flat voice sounded like a sonorous foghorn echoing under cold, black water."

Als sie starb, widmete ihr die Auslandspresse lange Nachrufe, die hiesige so gut wie keine. In Köln gab es später eine Bürgerinitiative, um einen Platz oder eine Straße der Stadt nach Nico zu benennen, dies wurde vom damaligen Oberbürgermeister ausdrücklich abgelehnt.
Nun hat die italienische Regisseurin Susanna Nicchiarelli einen Spielfilm über die letzten zwei Lebensjahre der gebürtigen Kölnerin gedreht, der Titel nennt nur das letzte Jahr, Nico, 1988. Die Dänin Trine Dyrholm spielt die Hauptrolle, laut Welt kann sie "wunderschön und grausam verbraucht" aussehen. Hier ist nun eher Letzteres gefragt, denn Nico war drogenabhängig.

Leider konnte ich den Film aufgrund gewisser unschöner Vorfälle und Querelen in der Kölner Presseszene noch nicht im Vorfeld sehen und kann daher nur jedem Interessierten empfehlen, sich selbst ein Urteil zu bilden. Kinostart in Deutschland ist am 18. Juli. (fb)


Andy Warhol, Nico




Zensur im Internet




Am kommenden Freitag debattiert das Europäische Parlament neue Gesetze zum Schutz von Urheber- und sonstigen Rechten im Internet. Dies könnte zum wiederholten Male Zensur bedeuten und auch die publizistische Freiheit des Projekts, das sie gerade lesen und das seit elf Jahren existiert, gefährden. So legitim die Absicht grundsätzlich auch sein mag, es wird den vorliegenden Quellen zufolge das notwendige grundsätzliche Differenzieren von kommerzieller und nichtkom-merzieller Nutzung weiter erschweren.

Dass wir alle überwacht werden und imgrunde  längst im Vierten Reich sind, ist nichts Neues. Ein wenig Milderung bietet offenbar die auch von mir privat genutzte holländische Suchmaschine Startpage.com, gottlob zumindest ein Europäer. Dies soll aber keine unbezahlte Werbung sein, denn Startpage hat mindestens zwei Nachteile: bei Eingabe von Suchbegriffen sind die auf dem Bildschirm erscheinenden Ergebnisse längst nicht so umfangreich wie bei Google, was besonders bei Bildern auffällt, und die angeblich sichere Mailadresse ist kostenpflichtig, was sich mancher nicht leisten kann, schade. Bei der Recherche bin ich nicht selten gezwungen, mit der Faust in der Tasche und zähneknirschend zu Google zu wechseln, wo alles was man tut automatisch gespeichert wird.

Angesichts der gesetzlichen Entwicklung kann man den im Internet recherchierenden privaten und nichtkommerziellen (!) Nutzern nur raten, so viele Texte und Bilder wie möglich herunterzuladen, ehe eine Zensurlage eintritt wie bei Orwell und Hitler zusammen, es fehlt nicht mehr viel. Und hoffen, dass die sogenannten Abgeordneten übermorgen schon zu sehr in Wochenendstimmung sind, um da noch großen Druck zu machen. (ama)







Donnerstag, 28. Juni 2018

Fußball-WM: Jogi Goes Murphy






Am Ende des gestrigen Spiels gegen Südkorea waren in Deutschland wohl die Redakteure der Tageszeitungen die einzigen nicht völlig Frustrierten (neben den Belegschaften der deutschen Sam-sung-Werke etc., dort hat man eher gejubelt): Wegen des frühen Beginns um 16 Uhr hatten sie nicht den üblichen Zeitstress, sondern konnten mit ein paar Stunden mehr gesegnet etwas sorgfältigere Texte schreiben. So ganz unerwartet kam das frühe Ausscheiden nur für die grenzenlosen Opti- misten, war doch die Leistung in den Spielen der letzten Monate generell nicht allzu berauschend.

Es ist eben möglich. Es kann auch einmal sein, dass wir eben NICHT ins Viertelfinale und ins End-spiel kommen, diesmal auch nicht ins Achtelfinale. Das Murphy´sche Gesetz besagt: Alles was schief gehen kann, geht halt auch irgendwann einmal schief. Dabei ist diese Weisheit imgrunde nur, wie so viele Natur- und juristische Gesetze, eine mathematisch nicht beweisbare Mutmaßung, eine philoso-phische These, die aber etwas für sich hat. Der Mensch ist fehlbar und diese Welt ist fehlbar, wäre dies nicht so, dann hätten wir ein ausgesprochen steriles Dasein. Und so haben wir uns gestern halt blamiert wie zuletzt (dem Vernehmen nach, ich bin kein Fußballexperte) 1938 gegen die Schweiz. Als alter Godzilla-Fan gönne ich freilich den Südkoreanern ihren Sieg, weil sie so ähnlich aussehen wie Japaner, eher klein, schlitzäugig und feingliedrig. Das Ausland weidet sich derweil an seiner Scha- denfreude und daran, dass auch in Deutschland, wo Gründlichkeit und Genauigkeit erfunden wurden, nicht immer alles richtig läuft, dass  jüngst gar ein halbes Jahr zur Regierungsbildung benötigt wurde  -  und nun das, der Fußballweltmeister fliegt schon nach dem dritten Spiel hinaus. Italien und manch andere Ex-Weltmeister hatten bereits in der Vergangenheit erleben müssen, kurz nach Beginn aufzugeben, nun also wir.
Immerhin, viermal sind wir seit 45 Weltmeister gewesen. Spielen wir also nicht die beleidigte Leberwurst, seien wir nicht pessimistisch wie Mister Murphy, sondern lieber optimistisch und zu- versichtlich wie Murphy Brown. (fb)



                                      Shay Laren





Dienstag, 26. Juni 2018

Gesichter die uns auffielen: Kurt Pratsch-Kaufmann





Es ist eine alte Weisheit, dass am Theater und im Spielfilm Nebenrollen dramaturgisch ebenso wichtig sind wie Hauptrollen, eins muss sich in das andere fügen, die Bezeichnung Nebenrolle ist somit eigentlich ungerecht abwertend. Der Schauspieler Kurt Pratsch-Kaufmann war als Charakter- darsteller, Kabarettist, Komiker, Parodist, Sänger, Conferencier, und Synchronsprecher nicht nur ungewöhnlich vielseitig, sondern auch ein Gesicht mit Wiedererkennungswert und hatte es bei allem Temperament nicht nötig, sich ostentativ in den Vordergrund zu spielen.

Als Sohn einer Tänzerin am Dresdner Hoftheater (Sachsen war bis 1918 de jure noch ein Königreich innerhalb des Deutschen Reiches) kam er früh mit der Bühne in Kontakt. An dieser Stelle kann man seine zahlreichen Rollen nicht aufzählen, die er an kleinen und großen Theatern, in Operetten, bei Film und Fernsehen spielte. Stellvertretend seien hier zwei bzw. drei Bühnenrollen genannt: der Hauptmann von Köpenick sowie der Vater von Eliza Doolittle, der im Musical My Fair Lady das Lied "Hei, heute morgen mach´ ich Hochzeit" schmettert. Jahrelang trat Pratsch-Kaufmann in dieser Rolle in Berlin auf, wo er auch oft vor der Filmkamera stand und in den 30er Jahren erstmals aufgetreten war, unter anderem im legendären Kabarett der Komiker. Berlin wurde seine künstlerische Heimat, dort errang er besondere Popularität, das Publikum nannte ihn liebevoll "Pratsche". Eine Hauptrolle am Theater hatte er vermutlich (wie so oft gibt es keine genauen Quellen) in Hello Dolly, mitgewirkt hat er auf jeden Fall, über 300 Mal, aber in welcher Rolle??? Nix Genaues erfährt man nicht, und ich bin Theaterwissenschaftler; aber es dürfte der Horace Vandergelder gewesen sein, die im Film von Walter Matthau gespielte und gesungene männliche Hauptrolle.

Von seinen wenigen ernsten Filmen ist wohl Das Totenschiff nach B. Traven, damals unterschätzt, der filmhistorisch bedeutendste. Für mich als Kind in den 70er Jahren war der Künstler in seinen späten Rollen noch ein vertrautes Gesicht in Film- und vor allem Fernsehrollen; meist als patenter Kerl, dem man sofort den berühmten Gebrauchtwagen abkaufen würde. Bei meinen Recherchen entdeckte ich gestern, dass Pratsch-Kaufmann am 24. Juni 1988, also vor fast genau 30 Jahren verstarb. Ein Grund mehr, an ihn zu erinnern und zu fragen, wie viele Mimen von seiner Qualität und Bandbreite wir heute wohl noch haben, die Zahl ist überschaubar. (fb)






Freitag, 25. Mai 2018

Rätsel





Was hatten Luchino Visconti und Helmut Ringelmann gemeinsam?

Auflösung am Postende.



DVD-Tipp



Die Deutschen machen es ihren Stars nicht leicht. Hardy Krüger darf noch immer ungestraft "NS-Eliteschüler" bezeichnet werden und es darf offen bleiben, ob damit seine Rolle in Junge Adler gemeint ist oder er selbst. Umso erfreulicher, dass nun als wohl eher zufälliges nachträgliches Geschenk zum 90. Geburtstag, die von ihm gestaltete Dokumentarserie Weltenbummler, die von 1987-95 in der ARD gezeigt wurde, als DVD-Edition erscheint.

Krüger "bummelte" nach Alaska, in die Antarktis, nach Südindien, Australien, traf in Neuseeland den letzten dortigen Goldsucher etc. etc. Das oben abgebildete "Volume Eins" (deutsche Sprache schwere Sprache) enthält die ersten zehn Folgen, verteilt auf 3 Scheiben, ergänzt durch einen Portraitfilm des beliebten Schauspielers, der auch international ein Star wurde. Mir liegt leider kein Rezensionsexemplar vor, und so kann ich nur mein Gedächtnis bemühen; zwei oder drei Folgen sah ich bei einer Wiederholung und mir fiel sofort der sympathische unprätentiöse Ton Krügers auf, wenn er seinen Kommentar aus dem Off sprach. Das war was Anderes als der etwa von Klaus Bednartz bei dessen Schulfunk-Erkundungen in der weiten Welt - vielleicht weniger intellektuell, aber auch nicht so hochnäsig und dröge. Und ich muss mein Bedauern darüber vermerken, dass nicht gleich zur BluRay-Technik gegriffen wurde. Ein schwerer Fehler, man wollte wohl Kosten sparen, tat sich damit aber keinen Gefallen. Geplanter Verkaufsstart der ersten Box ist am 17. August.



Ab Donnerstag im Kino





Fast nur Schrott, wie üblich. Am Sehenswertesten ist von den Spielfilmen Feinde - Hostiles, so jedenfalls meine Einschätzung mit Vorbehalt, denn ausgerechnet diesen Film konnte ich noch nicht sehen, indes wäre ich auch befangen, denn ich mag Rosamund Pike außerordentlich. Der Western als kontinuierliches Genre ist seit  40 Jahren nicht mehr existent und doch erscheint immer mal wieder ein solches Werk, da es nun mal die archaische amerikanische Folklore ist. Es geht einen Offizier (Christian Bale), der am Ende des 19. Jahrunderts einen Indianerhäuptling eskortieren soll, was er anfangs nur widerwillig tut. Bale und Pike lassen erwarten, dass sich der Film auch mit mehr als zwei Stunden Länge lohnt. Hostiles heißt übrigens laut Langenscheidts Wörterbuch nicht Feinde, sondern zunächst mal primär Feindschaften. Feind heißt in der Regel Enemy. Andererseits steht aber auf dem Originalplakat "We are all ... Hostiles". Nix Genaues weiß man nicht, wie so oft .....

Und das Plakat (unten) ist wieder mal viel toller als das  deutsche, warum haben sie das Motiv nicht übernommen? Weil sie keine Ahnung haben. 




Von den anlaufenden Dokus ist ein neues Werk von Agnes Varda, Augenblicke: Gesichter einer Reise interessant. Näheres hierzu und zur regisseurin, die am Dienstag 90 Jahre alt wird, im Heft.



Räume gesucht

Louise Brooks (Mitte), Kollegnnen, 1927

Die Akasava Lichtspiele suchen seit längerem eine neue Spielstätte und wollen künftig nicht mehr Untermieter bei einem anderen Kino, sondern Hauptmieter sein. Leider gibt es in Köln kaum ge- eignete Räume, wenn es einmal schöne Säle gab, so fielen sie weitgehend im Krieg den Bomben zum Opfer. Dafür wurden dann in der Nachkriegszeit Tausende kleiner spießiger Ladenlokale gebaut. Wer dennoch eine Idee hat, möge sich melden.



Oscar der freundliche Cineast



"Der Unterschied zwischen Geschichtsforschung und Filmgeschichtsforschung: Bei der ersten geht es um Dinge wie den Bruch zwischen Stalin und Leo Trotzki, bei der zweiten um den zwischen Desiree Barclay und Teresa Orlowski."



Des Rätsels Lösung



Beide haben Schauspieler in Rollen besetzt, die ihrem Image widersprachen. Ringelmann gab Erik Ode die Hauptrolle in Der Kommissar spielen, obwohl er das Image des eher heiteren Boulevard- schauspielers hatte. Visconti gab Laura Antonelli die ernste Rolle in seiner D´Annunzio-Verfilmung Die Unschuld, bis dahin war sie ein Star im italienischen Genre Commediasexy gewesen.